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Jeri Cain Rossi
LORELEI
Sieben Kurzgeschichten und eine Novelle

«Rossis Welt ist zugleich tragisch, einsam und heftig, aber nie ohne Hoffnung. Sie ist eine der Grossen Amerikas, ebenbürtig Charles Bukowski in Ham on Rye, oder Harry Crews in Car». Jack Sargeant

Taschenbuch 112 Seiten
ISBN 3-906566-05-6
CHF 20.- DEM 24.- OES 170.- EUR 13.-

Jeri Cain Rossi, geboren im ländlichen Mittelwesten der USA. Universitätsabschluss in Anthropologie an der University of Illinois, Master of Fine Arts in Film am Massachusetts College of Art.

Ihre Texte sind u. a. ausgestellt worden im Whitney Museum in New York und aufgeführt am Boston Institute of Contemporary Art. Als Musikerin trat sie im Vorprogramm auf u. a. von Sonic Youth und Nick Cave & the Bad Seeds. Sie führte Regie beim Kurzfilm «Black Hearts Bleed Red» mit dem Künstler Joe Coleman. Rossi lebt in New Orleans.

Sissy wälzte sich auf dem Teppich vor dem TV herum. Langweilig, langweilig, alles ist langweilig. Ihr Bruder spielte draussen im Hof mit seinen Freunden Völkerball, sie wurde jedoch nicht zum Mitspielen aufgefordert. Ja, als sie rausging muhten ihr Bruder und seine Freunde ihr nach und lachten sie aus. Ihre Mama war wie gewöhnlich nicht zu Hause, und war sie einmal da, schien sie ihr den Bruder vorzuziehen, auch wenn der sie schlug wie das Brüder so tun und Male hinterliess. So versteckte sie sich meistens in ihrem Zimmer, malte Bilder, schrieb Gedichte oder sah fern.
  In den Nachrichten zeigten sie einen jungen Mann, der von der Polizei abgeführt wurde. Er war in Handschellen und trug einen orangen Gefängnispullover. Der Nachrichtensprecher sagte, dass der Mann, Roy Clark Blackwell, einen vorläufigen Aufschub in seinem Hinrichtungstermin erhalten hatte und erinnerte jeden, dass Roy schuldig erklärt wurde vor sieben Jahren &endash; als er gerade zwanzig Jahre alt war &endash; eine Familie aufs Brutalste abgeschlachtet zu haben.
  Der Mörder hatte so traurige Augen, so verängstigte Augen, so müde Augen, und so ein schönes Gesicht. Es war klar, dass in Sissys zwölfjährigem Kopf solch ein Gesicht nicht solch grauenhafte Taten verübt haben konnte. Ausserdem wünschte sie sich manchmal, dass auch ihre Familie einfach sterben würde.
  Sie zog ihr persönliches Briefpapier mit Bildern der am unteren Rand tanzenden Raggedy Ann hervor und schrieb einen Brief an den Mörder.

Lieber Roy,
Mein Name ist Sissy und ich bin in der siebten Klasse.
Ich denke du bist wirklich süss. Mein Bruder sagt du seist gemein aber er ist der gemeinste Mensch, den ich kenne. Ich schicke dir ein Foto von mir. Bitte schreib.
Mit lieben Grüssen, Sissy

Genau eine Woche später erhielt Sissy einen Brief. Sie öffnete den Briefkasten und dort war er, ein einfacher weisser Briefumschlag mit Stempel von Angola, Louisiana. Sissy versteckte den Brief in ihrem Kleid und lief in ihr Zimmer um ihn zu öffnen.

aus dem Amerikanischen von Daniela Casanova, Roman Elsener,Sabine von Fischer, Jörg Hüssy, Doris Lanz,Arno Löffler, Saro Pepe und Jürg A. Stettler, Lektorat Bernhard Seebass

Originalausgabe «Red Wine Moan» publiziert bei Manic D Press, San Francisco

«Red Wine Moan contains romances for people who hate romance novels, and readability for people who don't like to read. It is simple and moving, like good red wine should be.» Maximum Rock N Roll

last update 01|04|13